… mit Basketball am Freitag dem 24.3.95
Tagebuch – jetzt vor 30 Jahren
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19. März 1995
Michael Jordan is back! Vor wenigen Stunden haben sich die Gerüchte über Michael Jordans Rückkehr endlich bestätigt! Er ist zurück und er wird schon heute wieder spielen! Michael Jordan is back on the court!
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5. März 1995
Ich hasse alles! Im Moment hasse ich wirklich alles! … Ausser vielleicht Anna. Alles was man zu mir sagt ist falsch. Aber ich bin selber schuld. Ich habe viel zu wenig gelernt! Wie immer. Ich werde es nicht bis zur Matura schaffen, weil ich ein Arsch bin! Ein riesen, verdammtes, blödes, beschissenes, fuck Arsch! Ich habe nicht einmal den Mut dazu, mich selbst umzubringen, ich verdammte feige Sau! Nein, ich vergehe in Selbstmitleid statt etwas zu unternehmen. Verdammt!
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4. März 1995
Die Verwirrung und der Schock sind praktisch vorbei. Ich sehe alles wieder klar. Das einzige was bleibt ist Enttäuschung, meine Kollegen haben mich mit ihrer Reaktion enttäuscht, aber auch ich habe mich enttäuscht. Ich hatte diesen Schock viel zu schnell überwunden, ich mag es natürlich nicht, wenn es mir so geht wie gestern Abend, aber trotzdem bin ich enttäuscht.
Es ist so lange nichts mehr passiert und jetzt folgt alles Schlag auf Schlag. Gestern Abend habe ich es tatsächlich geschafft, Anna anzusprechen, es war gar nicht so schwer, sie hat sich für die Karte bedankt. Sie hat gelächelt! Und dann, heute, es ist noch nicht einmal zwei Stunden her, hat Ina angerufen. Sie wollte den Zick-Zack wiederbeleben. Ich sagte OK, wenn Domi mitmacht. Aber es war klar, dass Domi nicht mehr mitmachen will. Er ist von Ina los. Vielleicht besser so. Aber noch bin ich nicht von Anna los. Nein, ich liebe sie noch immer. Aber wenn Ina mich fragt, werde ich sie anlügen, es ist der einzige Weg, der mir noch bleibt. Aber es besteht wenig Hoffnung! Sehr wenig!
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3. März 1995
Ich bin verwirrt! So verwirrt wie ich in meinem ganzen Leben sicher noch nie war! Heute Abend war es einfach zuviel! Claudine ist in einer Psychriatrischen Klinik. Sie ist mager-ess-brech-süchtig! Den ganzen Abend habe ich mir die Frage gestellt, ob ich es nicht hätte verhindern können, ob ich ihr hätte helfen können. Ich habe vielleicht nicht viele Stärken, aber trotzdem hätte ich ihr vielleicht helfen können, wenn ich den Mut dazu gehabt hätte. Gott, warum? Ich komme mit so etwas einfach nicht klar! Es war schon genug schwer, Anna wiederzusehen, aber das kann ich einfach nicht verkraften! Ich sollte noch Lateinwörter lernen, aber wie kann ich das jetzt noch? Die meisten anderen wussten es schon oder es interessierte sie vergleichsweise wenig. Wie konnten sie sich so gut fühlen? Ich kenne Claudine nicht gut, viel zu schlecht. Was geht in Leuten, die sie gut kennen, vor? Berührt die das denn überhaupt nicht? Was soll ich bloss tun? Ich will ihr einen Brief schreiben, aber darf und soll ich das denn überhaupt? Gott, was soll ich bloss tun?
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1. März 1995
Heute Nachmittag ging ich statt zu lernen Basketball spielen. Als ich schon wieder gehen wollte, kamen drei etwa elf-jährige Mädchen auf mich zu und fragten, ob ich gegen sie spielen wolle. Ich weiss nicht, was ich gesagt hätte, wenn nicht zufällig eine der drei Isabelle Frei gewesen wäre. So sagte ich natürlich ja. Auch wenn das Spiel nicht besonders amüsant oder interessant war, war es für mich doch sehr wichtig. Isa ist immerhin die Schwester von Anna! Sie sieht sie jeden Tag und spricht ständig mit ihr! Diese Vorstellung brachte mich fast um den Verstand. Mein einziges Ziel war, dass Isa Anna am Abend etwas von mir erzählen würde, etwas Positives. Ich weiss nicht, ob sie es getan hat, vielleicht werde ich es nie erfahren.
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26. Februar 1995
Die Ferien sind vorbei, morgen fängt die Schule wieder an. Eigentlich gar nicht so schlimm!
Als ich mit Benni in den Ferien war, habe ich von Anna geträumt, sie war tot! Ich habe mir das schon ein paar Mal vorgestellt, ich wusste immer, dass ich traurig sein würde, aber so richtig weh tun, das konnte ich mir nicht vorstellen. Doch in diesem Traum wurde mir bewusst, dass, wenn Anna sterben würde, für mich alles zusammenbrechen würde! Mein Lebensziel wäre weg! Ich bin in diesem Traum völlig ziellos und verwirrt durch die Gegend geirrt. Es war schrecklich! Ich brauche Anna, und niemand weiss, wie sehr! Ich liebe sie!
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13. Februar 1995
Es lag doch nichts in der Luft. Inzwischen ist sehr viel Zeit vergangen. Vor zwei Tagen haben die Sportferien begonnen. Es geht mir gut, wirklich gut. Auch wenn es mir scheint als seien seit dem Konf-Week hunderte von Jahren vergangen. Ich habe noch einen Trumpf im Ärmel, Anna und Lara müssen sich noch einladen lassen, sie haben es versprochen! Aber, seien wir ehrlich, was ist ein Versprechen von Anna mir gegenüber wert?
Das Zeugnis war gar nicht so schlecht (D: 5; L: 4; F: 4; M: 4,5; Gg: 5; Gs: 5; Mu: 5,5; Z: 5,5; Tu: 5,5), aber ich muss mich verbessern, besonders in Mathe, sonst wird es kaum fürs MNG, für welches ich mich entschieden habe, reichen. Noch habe ich die Möglichkeit alles rauszuholen.
Das mit Simone hat sich von alleine erledigt, es scheint, als war ich ihr doch nicht so wichtig. War ja zu erwarten gewesen.
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26. Januar 1995
Heute habe ich Simone gehasst. Sie ist so egoistisch und rücksichtslos. Kindisch, sie schimpft die anderen kindisch, dabei verhält sie sich so!
Was habe ich bloss getan?
An sich war heute ein super Tag. 5 in Gs, 5,6 und 6 in Musik. Aber irgendetwas liegt in der Luft.
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25. Januar 1995
Ich denke, es wird Zeit, endlich wieder einmal in mein Tagebuch zu schreiben. Aber der Zauber, der kurz nach dem Week-End so gegenwärtig war, ist schon fast wieder weg. Trotzdem, ich muss alles, was ich in den letzten paar Einträgen geschrieben habe, wieder über den Haufen werfen. Ich wusste, ich hätte nicht in dieses Week gehen dürfen, denn es war schön, ja viel zu schön. Ich kann sagen was ich will, aber es ist nicht nur ihr Körper, den ich liebe, auch nicht nur der Name Anna. Sie hat so viele Eigenschaften, die ich bei Simone vermisse: ihre Hilfsbereitschaft, ihre Natürlichkeit, ihr Aussehen, ausserdem verhält sie sich nur kindisch, wenn es wirklich angebracht ist.
Am Anfang sah es so aus als würde in diesem Week nicht zwischen Anna und mir geschehen. Aber als wir im Ligretto zusammen waren, spürte ich, dass wieder etwas geschehen würde. Kurze Zeit später waren Anna, Nicole, Peter und ich durchnässt und mitten in einer Schneeballschlacht. Peter wusste, wie er es anstellen musste, dass dieser Kontakt bis zum Ende des Wochenendes halten würde. So gingen Anna, Peter, Lara und ich am Sonntag schliesslich zu viert auf die Piste. Anna fährt göttlich Ski! Der Zauber ist wieder da!
Dafür ist er jetzt bei Simone weg, sie hat mich gefragt, ob ich am Sonntag mit ihr und Daniela skifahren wolle? Ich habe zwar «ja, vielleicht» geantwortet, dachte aber ein deutliches NEIN. Was tue ich Simone nur an? Aber es ist die einzige Möglichkeit, dass mein Weltbild von der allmächtigen, heiligen LIebe stimmt. Anna!