Tagebuch – jetzt vor 30 Jahren

  • 27. Juni 1995

    27. Juni 1995

    Martin meint, Martina und ich wären ein Traumpaar.

    Als wir am Samstag im Kino waren, wettete Alex mit Sina, dass ich in der ersten Hälfte den Arm um Martina (neben der ich bekanntlich sass) lege. Er verlor die Wette. Er sagte, er sei enttäuscht und (wörtlich) was denn mit meinen Hormonen los sei. Aber er ist nicht der einzige, der meint, ich sei in Martina verliebt, auch Benni, Martin und Dave sind der Meinung. Aber ich bin nicht in Martina verliebt, ich glaube, dass ich inzwischen zwischen Liebe und starker Zuneigung unterscheiden kann. Trotzdem würde es mich reizen, mit ihr zusammen zu sein (sie wäre ja wieder frei). Und das nicht nur, weil ich sie begehre, ich mag sie, ihre Art, sie hat weit mehr mit Anna gemeinsam als Simone. Ach ja, Anna, doch, ich bin immer noch in sie verliebt, aber es ist schwierig, ich sehe sie ja nie. Alles, was ich geschrieben habe, von wegen forever und so weiter, stimmt, aber ich werde sie vergessen, auch wenn ich das nicht will. nein, falsch, ich werde nicht sie vergessen, ich werde die Liebe zu ihr vergessen. Aber immer wenn ich sie sehen werde, wird sie (die Liebe) von neuem entflammen.

    Was meinst? Soll ich versuchen an Martina ranzukommen?

  • 26. Juni 1995

    26. Juni 1995

    Am Samstag war ich mit Martina, Simone, Daniela, Sina, Sonja, Tanja, Martin, Mosi und Benni (ach ja und Alex) im Kino. Wir haben Bad Boys gesehen, ich bereits zum zweiten Mal. Ich sass zwischen Simone und Martina (auf eigenen Wunsch), ich habe mit beiden ein bisschen geflirtet. Martina sieht schon noch gut aus.

    Von gestern (Sonntag) auf heute (Synode) hat Domi bei mir übernachtet. Wir haben lange geredet. Ich habe von Annas Lächeln und er von seiner Andrea geschwärmt. Ich kann nicht verstehen, wie er das als Liebe bezeichnen kann, er kennt sie überhaupt nicht. Ich werde mich unterstehen ihm zu sagen, dass Daniel mir erzählt hat, dass sie extrem eingebildet sei.

    Heute waren wir im Ländeli. Natürlich war überhaupt nichts los. Ich muss irgendetwas unternehmen, ich muss diesen Sommer in die Uetiker-Badi!

  • 22. Juni 1995

    22. Juni 1995

    Heute war ein really cool day. Und das trotz ganz ohne Anna. Es fing damit an, dass ich am Morgen Nicole und Larissa in der HoPro Turnhalle beim Turnen sah. Larissa hat wirklich a fucking nice Figur!

    Als schliesslich noch einmal erwähnt wurde, dass Simone und Daniela nicht an das Week-End (von der Klasse als Abschluss gedacht) kämen, weil sie etwas besseres vorhätten, beschloss ich, mich der Sache anzunehmen. Nachdem ich schon in der Lateinstunde durch eine famose Ice-Tea-Nummer für Auflockerung gesorgt hatte, setzte ich mich in der zehn Uhr Pause einfach zu Simone und Daniela hin. Ich konnte mich ganz auf meinen Charme verlassen, mit traurig bittenden Blicken und viel Nachdruck habe ich es glaube ich geschafft. Ich ging sogar vor ihnen auf die Knie.

    Nachdem ich in Musik eine 5-6 und im Deutsch eine 5 hatte, spielte ich schliesslich noch Basketball. Mit einem Playmaker-Auftreten der Spitzenklasse, zwei tollen Freiwürfen und einem Monsterblock gegen einen etwa 18-Jährigen gehörte ich zu den besten auf dem Feld und werde es wohl eine weiteres Mal in die Mittelschulsporttagauswahl schaffen. Toll nich!?

  • 18. Juni 1995

    18. Juni 1995

    Die Konfirmation ist vorbei, es geht mir schlecht. Eigentlich sollte es mir gut gehen, oder? Aber es ist vorbei, it’s all over! It’s all over. Sie kommt nicht ins Wanderlager, es war meine letzte grosse Hoffnung. Aber es kommt überhaupt niemand, der einzige normale Mensch, der dabei ist, ist Simi Steiger. Keine Anna, keine Claudine, keine Larissa, nicht einmal Nicole ist dabei. Es ist so hoffnungslos, so hoffnungslos. Wie schaffe ich es bloss, mit ihr Kontakt zu halten. Aber eigentlich hatte ich ja Glück, ich konnte so viele wunderschöne Stunden mit Anna verbringen… seufz! Aber gerade deshalb ist es ja so schwer. Was bringt mir alles Geld der Welt, wenn ich Anna nicht bekommen kann!?!!!

    It’s all over, s’isch zum chozä, nei, s’isch zum hülä!
    Schnüff!

  • 17. Juni 1995

    17. Juni 1995

    Morgen haben wir Konf. Wenn ich daran denke überfällt mich ein Gefühl absoluter Hoffnungslosigkeit. Morgen Abend ist alles vorbei, alles vorbei. Ich kann versuchen zu glauben, dass ich darüber hinwegkommen werde, dass ich mich wieder verlieben werde, aber ich würde mich nur selbst belügen, ausserdem will ich Anna nicht vergessen! Ich liebe sie, verdammt! Ich liebe sie, ich liebe sie. So sehr! So sehr! Oh Gott hilf mir, ich brauche sie! Gegenüber ihr wird die Schule unwichtig, nebensächlich. Gott stehe mir bei, ich liebe sie! Seufz!

  • 11. Juni 1995

    11. Juni 1995

    Es gab Zeiten, da hatte ich Angst, dass ich mir die Liebe vielleicht zu sehr wie im Film vorstellte, dass es vielleicht doch nicht so schön, so romantisch sei. Aber als ich gesehen habe, wie Anna Philippe umarmt hat, wie sie gelächelt hat… Es muss noch viel unglaublicher sein als ich es mir vorgestellt habe. In diesem Moment hätte ich alles gegeben, um nur ganz kurz an Philippes Stelle zu sein. Von Anna umarmt zu werden muss… gewaltig sein… seufz!

    Ich kann sie nicht aufgeben, weil ich es nicht will. Denn Anna ist meine Traumfrau, … ihr Lächeln ist… wundervoll… unglaublich schön! Ihre Augen, wenn ich ihr in die Augen sehe, habe ich das Gefühl, ich müsste in die Knie sinken und … sterben. Sie ist so unglaublich, Gott, so unglaublich. Ich liebe sie! Seufz!

    Wenn es nur nicht so verdammt hoffnungslos wäre! Oh Gott, was soll ich bloss tun?

  • 9. Juni 1995

    9. Juni 1995

    Eigentlich war der Abend genial! Aber was hilft das?

    Als ich in den Konf. ging, merkte ich, dass ich mich höchstwahrscheinlich umsonst gefreut hatte. Es würde nichts passieren! Als der Konf. anfing, war Anna nicht da. Da ich sie aber heute Nachmittag gesehen habe, habe ich gewusst, dass sie noch kommen werde. Als sie dann mit Philippe zusammen hineinkam, dachte ich nur: wunderschön!

    Trotzdem war mein Problem vom nichts passieren noch nicht gelöst. Dann arbeiteten wir in Gruppen und ich konnte sie nichteinmal ansehen. Als wir zurückkamen (jede Gruppe konnte irgendwo in der Umgebung arbeiten), sah ich Anna und Philippe. Ich kapierte sofort. Schon wieder ein neuer. Aber ich glaube, diesmal wird es länger halten (und das will etwas heissen, denn Ina und Lüthi gehen immer noch zusammen). Naja, mein Problem war nicht gelöst, ich wurde nur noch frustrierter. Als der Konf. zuende war, war es kurz nach acht und ich hatte die Hoffnung schon aufgegeben. Ich wollte schon gehen, als Anna fragte, wer noch mit in die Sonne komme. Obwohl ich ziemlich weit weg stand, antwortete ich sofort. Also gingen wir, Anna, Philippe und ich. Als sie herumturtelten, fühlte ich mich überflüssig, ich war schon halb wieder in Depressionen verfallen und sagte, sie sollen doch alleine gehen und dass ich sie nicht stören wolle. Sie antworteten, dass auch noch ein paar andere dabei seien, die seien einfach schon gegangen. Also ging ich mit. Ganz nebenbei sagte Anna, dass ich natürlich auch sonst hätte mitkommen können. Als wir in der Sonne ankamen, warteten dort schon Simi, Mona und Sophia auf uns. So unterhielten wir uns eine Weile (Anna und Philippe turtelten fleissig). Schliesslich kamen noch zwei Mädchen dazu («Miri» und «Isi» oder irgendsoetwas). Isi musste schon sehr bald wieder gehen. Danach spielten wir ein «Meier» (Würfelspiel). Anna hat mich berührt, also sie hat eigentlich nur aus Blödelei meine Hand in den «richtigen Winkel» gebracht, aber trotzdem… seufz! Um etwa zehn Uhr gingen wir und ich lief noch bis zur Post mit Anna und Philippe. Wir haben herumgeblödelt und Anna hat Philippe umarmt… seufz! Ich sagte mir: «Lass sie gehen! Es ist vorbei!» Aber es nützte nichts, sie ist so verdammt… Anna… seufz!

    Naja, ich ging dann nach Hause und dachte schon, der Abend sei gelaufen, als ich auf einen Zettel stiess, dass ich Domi anrufen solle. Also tat ich es und wir machten am Telephon ab, dass ich noch ein wenig zu ihm gehe. Also ging ich noch bis elf zu Domi. Wir sprachen über dies und das, aber hauptsächlich darüber, wie ungerecht das Leben sei.

    Oh ja, es ist ja so verdammt hart. Anna ist einzigartig. Wenn es noch eine zweite wie sie gäbe, könnte ich sagen: «Ok, ich werde sie finden!» Aber es gibt keine zweite wie sie, ich liebe sie!!! Seufz! Meier hat sie bekommen, Altmann und Thomas haben sie bekommen, Philippe hat sie bekommen, aber ich werde sie nie bekommen. So verdammt hart!

  • 8. Juni 1995

    8. Juni 1995

    Dies ist kein normaler Tagebucheintrag. Es ist zwanzig vor zwei Uhr nachmittags. Eigentlich müsste ich in der Schule sein.

    Heute Nacht habe ich von Anna geträumt, es war einer der intensivsten Träume meines Lebens. Als ich am Morgen aufwachte, fühlte ich mich schlecht, aber nicht schlechter als auch schon. Ich stand auf und ging in die Schule. Schon im Zug begann ich mich langsam in eine Depression zu steigern. Aber ich wurde abgelenkt und konnte mich nicht einfach fallen lassen. Doch in der zweiten Lateinstunde lies ich los, ich fiel und fiel und nachdem ich zu Beginn noch alles unter Kontrolle hatte, fand ich plötzlich keinen Halt mehr. Ich versuchte mich wieder zu fangen, aber es war zu spät, mir kamen die Tränen und nachdem Frau Trachsel mich so angesprochen hatte, dass allen auffallen musste, dass etwas nicht stimmt, war es endgültig zu spät noch umzudrehen. Benni versuchte mit mir zu reden, aber ich kann mich ihm nicht anvertrauen. Es gibt zwei Dinge, die z.B. Ina und Domi haben und die der Mensch, dem ich mich anvertraue unbedingt haben muss: Erstens muss ich ihm vertrauen können und zweitens muss er Anna kennen.

    Es ist sonderbar, dass das passiert ist, denn der einzige Grund, der dafür verantwortlich war, war das Problem, welches ich schon über 3 Jahre mit mir herumtrage! Ich brauche Anna!! Nur braucht sie mich nicht.

  • 6. Juni 1995

    6. Juni 1995

    Bitte Gott, gib mir die Kraft, Anna zu fragen, ob sie ins Kino gehen wolle, und mach, dass sie mitkommt! Biiitte!

    Naja, mit mir alleine wird sie wohl kaum gehen wollen. Ich brauche eine weibliche und einen männlichen Begleiter. Wobei der männliche Begleiter nicht in Anna verliebt sein darf und die weibliche nicht als Freundin haben darf. Ausserdem darf die weibliche Begleiterin nicht in mich verliebt sein (ha, ha, ha, witzig, nicht?)

    Aber wenn ich keine zwei finde, werde ich es alleine versuchen, oder sagen wir, ich werde es versuchen zu versuchen. Ich brauche Anna! Und im Moment kann ich nicht verstehen, warum ich im Zweifel darüber war, ob es wirklich Liebe ist. Es ist Liebe. Die «wahre» Liebe!

  • 5. Juni 1995

    5. Juni 1995

    Die ist der erste Tagebucheintrag, den ich nicht Zuhause in Uetikon schreibe. Ich bin in Seewis, es ist zwanzig Minuten vor ein Uhr morgens. Ich muss auf den Knien schreiben, deshalb ist die Schrift ein wenig beschissen.

    Zuerst zum letzten Freitag (2. Juni). Wir hatten Konf., natürlich habe ich mich darauf gefreut, denn das letzte Mal lief ja alles perfekt. Aber diesmal verwandelte sich das Ganze in ein Desaster. Das schlimmste war, dass Anna nicht da war, sie war krank. Aber nachdem mir das schon den ganzen Abend verdorben hatte, musste ich auch noch mit Peter (der ist aber schon recht!), Schneider und Andy (Krämer) in die Gruppe kommen, die am eigentlichen Konf. etwas zusammen machen muss. Philippe hatte natürlich wieder Glück, nicht nur, dass er mit fünf Mädchen in der Gruppe ist, eines der fünf heisst auch noch Anna Frei! Ob ich eifersüchtig bin? Ja! Und wie!

    Ich habe mir heute (bzw. natürlich gestern) ein paar Mal ausgedacht, wie es wäre, mit Anna alleine hier oben zu sein. Es wäre wunderbar! Selbst wenn sich zwischen uns nichts abspielen würde. Mit ihr Gesellschaftsspiele spielen, fernsehschauen, auf dem Balkon sitzen, Musik hören… alles wäre mit ihr zusammen wundervoll! Jede Sekunde! Ich liebe sie! Und ich brauche sie! Aber letzten Freitag habe ich sehr viel von meiner Selbstsicherheit eingebüsst!