Tagebuch – jetzt vor 30 Jahren

  • 5. Juni 1995

    5. Juni 1995

    Die ist der erste Tagebucheintrag, den ich nicht Zuhause in Uetikon schreibe. Ich bin in Seewis, es ist zwanzig Minuten vor ein Uhr morgens. Ich muss auf den Knien schreiben, deshalb ist die Schrift ein wenig beschissen.

    Zuerst zum letzten Freitag (2. Juni). Wir hatten Konf., natürlich habe ich mich darauf gefreut, denn das letzte Mal lief ja alles perfekt. Aber diesmal verwandelte sich das Ganze in ein Desaster. Das schlimmste war, dass Anna nicht da war, sie war krank. Aber nachdem mir das schon den ganzen Abend verdorben hatte, musste ich auch noch mit Peter (der ist aber schon recht!), Schneider und Andy (Krämer) in die Gruppe kommen, die am eigentlichen Konf. etwas zusammen machen muss. Philippe hatte natürlich wieder Glück, nicht nur, dass er mit fünf Mädchen in der Gruppe ist, eines der fünf heisst auch noch Anna Frei! Ob ich eifersüchtig bin? Ja! Und wie!

    Ich habe mir heute (bzw. natürlich gestern) ein paar Mal ausgedacht, wie es wäre, mit Anna alleine hier oben zu sein. Es wäre wunderbar! Selbst wenn sich zwischen uns nichts abspielen würde. Mit ihr Gesellschaftsspiele spielen, fernsehschauen, auf dem Balkon sitzen, Musik hören… alles wäre mit ihr zusammen wundervoll! Jede Sekunde! Ich liebe sie! Und ich brauche sie! Aber letzten Freitag habe ich sehr viel von meiner Selbstsicherheit eingebüsst!

  • 31. Mai 1995

    31. Mai 1995

    Morgen haben wir ein (besser gesagt ich!) Gs-(Nachhol-)Ex. Ich glaube, ich kanns, nein, ich weiss, dass ich es kann.

    Ich habe darüber nachgedacht, was mir dieses Jahr in der Klasse 2e gebracht hat. Ich glaube, vor allem Selbstsicherheit was Mädchen anbelangt. Die Sache mit Simone war falsch, hat mir aber gezeigt, dass sich vielleicht doch jemand in mich verlieben könnte. Und wer weiss, vielleicht heisst diese(r) jemand ja Anna Frei.

    Übermorgen haben wir wieder Konf., ich freue mich. Aber ich habe auch ein wenig Angst. Ob ich den Durchbruch zu den «Konfmädchen» geschafft habe. Wohl kaum, aber wir werden sehen.

  • 30. Mai 1995

    30. Mai 1995

    Ich habe gerade gedacht, dass ich verstehen kann, dass sich Anna in Urs Meier verliebt hatte. Und, wenn sie schon einen Freund (welcher nicht der ich ist) haben muss, dann wäre er mir der liebste. Er raucht zwar, aber ich nehme an, dass er sie immer sehr gut behandelt hat, und dies auch wieder tun würde. Ausserdem finde ich ihn echt cool, ich glaube er ist immer noch ein Vorbild für mich. Sie hat mindestens einen so guten Freund verdient, wenn nicht sogar einen besseren!
    Ich liebe sie! Ich liebe sie wirklich!

    Ich glaube, ich muss ehrlicher zu meinem Tagebuch sein. Ich darf. nicht weiter mit dem Gedanken im Hinterkopf schreiben, dass ich es einmal jemandem zu lesen gebe. Ich schreibe dieses Tagebuch für mich und es darf mir nicht peinlich sein, zum Beispiel über Sexualität zu schreiben. Ich muss meinem Tagebuch alles anvertrauen können, alles!

    Ich glaube, dass (schon wieder «ich glaube», sorry) Anna und ich gute Freunde werden könnten (oder sind wir das schon?), obwohl mir das natürlich nicht reicht, ist es doch besser als nichts! Aber ich brauche dringend eine Freundin! Und das ist sicher nicht nur hormonell bedingt!

    Es geht mir gut. Ich meine wirklich gut! Ich bin nicht glücklich, dazu bräuchte ich eine Frau, aber ich bin… ausgeglichen. Obwohl wir morgen ein Latein-Ex haben, vielleicht gerade deshalb. Weshalb? … Ich habe gelernt! Ja, ich habe gelernt!

    The Circle of Life

  • 29. Mai 1995

    29. Mai 1995

    Eigentlich gibt es gar nichts zu erzählen (vielleicht, dass ich mir letzten Mittwoch (25. Mai) Abend eine Sehnenzerrung geholt habe (beim Basketplayen) und dass ich jetzt etwa 3 bis 6 Wochen nicht mehr ins Turnen kann oder besser gesagt, keinen Sport treiben darf?)

    Aber mir ist gerade aufgefallen, dass ich gar nie geschrieben habe, dass Anna mit Thomas Fischer geht. Besser gesagt: gegangen ist. Es dauerte von Ende Dezember 94 bis Mitte Mai 95. Immerhin 5 Monate. Neuer Anna Rekord? Nein, echt, ich bin froh, dass es wieder vorbei ist. Denn wenn sie mit jemandem geht, habe ich keine Chancen, und wenn sie mit niemandem geht, habe ich immerhin keine Chancen! … Hä??? (Daniela würde jetzt sagen «ich tschäggs nöd»)

  • 19. Mai 1995

    19. Mai 1995

    (EINER DER SCHÖNSTEN ABENDE MEINES LEBENS!)

    In letzter Zeit ist viel passiert, sehr viel! Viel zu viel, um es so kurz zu beschreiben. Am 7. Mai waren Pfister, Domi und ich das erste Mal wieder im Ländeli, ausserdem habe ich inzwischen sehr viel über die Mädchen aus meiner Klasse erfahren, gestern habe ich sehr gut Basketball gespielt, «mein» Newton wurde mir geklaut…Aber der absolute Höhepunkt war heute Abend:

    Als wir im Konf. nach dem «Abendmahl» einen Platz suchten, konnte ich Peter dazu überreden zu Claudine, Larissa, Lana und Rahel zu sitzen. Dies war wahrscheinlich die wichtigste Entscheidung des Abends. Es herrschte eigentlich ganz lockere Stimmung und schliesslich setzten sich auch Anna und Nicole an unseren Tisch. Sie studierten an einer Aufgabe herum, die ihnen die Frau, die die Sonne führt, gestellt hatte. Sie fragten uns (den Rest des Tisches) und baten um Hilfe. Da ich für Anna so oder so alles täte, vertiefte ich mich in die Aufgabe. Zwar kamen wir schnell auf das Ergebnis, haben es aber immer wieder falsch überprüft. Schliesslich gingen nach dem Konf. einige von uns in die Sonne, um die versprochene «Runde» zu verlangen. Mit einigen sind Mona, Sophia, Larissa, Nicole, Philippe, Peter, Anna und ich gemeint. Wir versuchten, die Lösung zu erklären. Schliesslich bekamen wir um 10 nach 10 die versprochene «Runde», obwohl wir die Wirtin nicht überzeugt hatten. Irgendwann war auch noch Urs Meier zu uns gestossen und so redeten wir in einer bunt gemischten Runde über dies und das. Etwa um 22:35 Uhr verliessen uns Nicole, Mona, Sophia und Larissa. Da Anna noch nicht vor hatte zu gehen, blieb ich auch noch. Jetzt wurde es richtig lustig. Bis wir schliesslich kurz nach elf zu fünft das Lokal verliessen.

    Der ganze Abend war für mich bedeutend mehr als spitze! Ich verhielt mich absolut normal Anna gegenüber! Sie ist wunderschön! Als ich sagte ich würde wahnsinnig gerne mal nach Paris, aber ich wisse nicht mit wem, sagte sie, dass sie schon mitkommen würde. Ich glaube, sie hat es nicht ernst gemeint. Aber Vorsicht Anna, ich nehme dich beim Wort!

  • 12. Mai 1995

    12. Mai 1995

    Läck mär am Arsch! Es ist wirklich nicht zu fassen, wie schön sie ist! Einfach unglaublich! Ich hatte Daniel gesagt, dass ich noch nie in meinem Leben ein Model gesehen hätte. Falsch, denn, würde Anna sich als Model bewerben, würde sie Karriere machen. Obwohl, keine Fotografie kann je so viel Schönheit wiedergeben, es ist einfach unglaublich!

  • 28. April 1995

    28. April 1995

    Es ist Freitagmorgen. Ich habe Ferien. Letzten Montagabend war ich seit langem wieder einmal mit Domi zusammen. Wir haben lange geredet. Er hat sich wieder verliebt, zumindest in das Aussehen von jemandem. Sie heisst Andrea. Er hat mich gefragt, ob ich gerade in jemanden verliebt sei, ich antwortete «nein … ausser vielleicht in Anna», er schien das mehr nebenbei wahrzunehmen. Doch, bin ich in Anna verliebt?

  • 22. April 1995

    22. April 1995

    Ich weiss nicht. Es ist weg. Es war schon lange nicht mehr recht zu erkennen gewesen, aber jetzt ist es weg. Das wunderschöne Gesicht von Anna. Ich versuche mich zu erinnern. Aber es ist weg. Ich habe Fotos, aber auch die können mir mein Gesicht von Anna nicht zurückbringen, es ist weg. Ich möchte lieben! Ich vermisse die Liebe zu Anna schon bevor ich weiss, ob sie wirklich weg ist. Ich brauche die Liebe im Moment mehr als alles andere! Aber was soll ich tun. Wenn ich Anna immer noch liebe, dann geht es so weiter wie bisher, sinnlos! Wenn ich sie nicht mehr liebe, ist mein Weltbild falsch, das Weltbild von der wahren Liebe. Aber vielleicht kenne ich die wahre Liebe ja noch gar nicht. Vielleicht kennen die wenigsten die wahre Liebe. Es wird überall von der Liebe gesprochen, gesungen und gedichtet, aber wer kennt schon die wahre Liebe? Ich muss sie finden! Es ist weg. Einfach weg!

  • 14. April 1995

    14. April 1995

    Ich weiss nicht mehr. Ich weiss nicht mehr, ob ich mich nach Anna oder einfach nur nach Liebe sehne. Ich bin enttäuscht von mir, enttäuscht, dass ich nicht länger durchgehalten habe. Aber was soll ich tun, ich habe keine Kraft mehr, weiter diese unglaubliche Liebe aufrecht zu erhalten. Die Erinnerung verblasst, ich bin unfähig geworden zu träumen. Ist es vorbei? Ich weiss nicht. Ich weiss nicht! Aber ich möchte nicht, dass es vorbei ist! Was ist mit der wahren Liebe?

  • 3. April 1995

    3. April 1995

    Es ist noch nicht vorbei! Nein, so schnell gebe ich mich nicht geschlagen, ich nicht! Es gibt noch eine Chance! Der Sommer! Im Sommer hat alles begonnen. Gott stehe mir bei! Die letzte Chance.

    Wieso liebe ich Anna?

    Sagt dieses Lachen nicht alles?

    [Foto von Anna]