Tagebuch – jetzt vor 30 Jahren

  • 3. November 94

    3. November 94

    Scheisse! Scheisse, scheisse! Vor ein paar Minuten habe ich Anna gesehen und ich habe mich wiedereinmal beschissen benommen!

    Also, es war so: Ich habe Beat nach der Schule noch ein wenig begleitet. Nachdem wir uns getrennt hatten, sah ich Edi und ein paar andere in der Nähe von Cristianos Haus stehen. Ich wollte schon zu ihnen hinfahren, da merkte ich, dass Anna und Altmann auch dort waren. Und,… ich ging trotzdem hin. Ich hatte das Gefühl, dass die Atmosphäre unglaublich schnell abkühlte. Zum Glück konnte ich wenigstens mit Edi reden. Nach höchstens fünf Minuten wollte ich wieder gehen. Als ich mein «Tschau zämä» gesagt hatte, entgegnete Altmann tatsächlich «Tschau». Es scheint so, als hätte er mich akzeptiert, hoffentlich scheint es nicht nur so! Ich wusste nicht, wie ich mich Anna gegenüber verhalten sollte. Ich weiss es immer noch nicht, soll ich sie in der Öffentlichkeit ansprechen oder wäre ihr das peinlich?

    In der Schule hatte ich eigentlich einen relativ angenehmen Tag. Ich hatte zwei Mal Sternstunde Schauspielkunst, ich glaube, ich habe noch nie so viele Lacher bekommen, es war ein echt lässiges Gefühl.

    Ich habe heute gemerkt, wie gerne ich neben Simone sitze. Ich mag sie wirklich sehr! Aber es ist auf keinen Fall Liebe, nein, es ist eine gute Freundschaft, die mir viel bedeutet. Ich habe zu Simone etwa das gleiche Verhältnis wie zu Ina.

  • 2. November 94

    2. November 94

    Heute habe ich wieder mit Ina telephoniert. Wir haben etwa eine halbe Stunde über sie und Lüthi, Anna und Altmann und die Schule geredet. Es war noch chaibä lässig! Ina geht jetzt definitiv mit Lüthi. Es tut mir wahnsinnig leid für Domi, aber ich glaube, Ina hat die richtige Entscheidung getroffen. Sie liebt Lüthi, sie liebt ihn!

    Anna geht immer noch mit Altmann. Ich würde ihm gerne einmal begegnen und ihm für seinen «Hauptgewinn» gratulieren. Ich weiss nicht wieso, aber irgendwie freue ich mich sogar, dass sie zusammen gehen, aber ich weiss wirklich nicht wieso.

    Ina und ich haben das Zick-Zack-Treffen vorerst provisorisch auf Samstagabend festgesetzt. Ich glaube aber nicht, dass das zustande kommt.

    Ich muss mehr für die Schule machen, aber wie!?! Hoffentlich kann Ina mir helfen!

  • 30. Oktober 94

    30. Oktober 94

    Scheisse, das Latsch-Ex war noch schlechter als ich dachte: Eine 1,5! Fuck, wenn ich nicht endlich anfange zu lernen, bin ich am Arsch! Wenn es wenigstens sonst gut laufen würde, aber seit Mittwoch habe ich nichts mehr von Ina gehört, geschweige denn von Anna. Es kotzt mich an, nichts ist so, wie es sollte! Es isch zum dävolaufä!!

  • 28. Oktober 94

    28. Oktober 94

    Heute habe ich, glaube ich, etwa eine zwei in Latein geschrieben. Fuck! Und morgen haben wir ein Wörter-Ex und ich kann die Wörter noch nicht. Es ist kaum zu glauben, wie ich Anna und Ina vermisse! Das schlimme ist, dass ich nicht weiss, wann ich sie wiedersehe!

    Morgen kommt endlich wieder «jump ran»! It’s Basketball-Time!

    So, dann muss ich wohl weiterlernen.

  • 27. Oktober 1994

    27. Oktober 1994

    [altes Tagebuch]

    Obwohl dieses Buch noch nicht ganz voll ist, beende ich es heute!

    26. Mai 93
    bis
    27. Oktober 94

    523 Tage!


    [neues Tagebuch]

    Ein neues Tagebuch! Am Anfang wird es sicher schön ausschauen, aber bald wird es so aussehen wie das alte, wenn nicht noch schlimmer.

    Ich vermisse Anna. Komisch, vor ein paar Wochen noch wäre ich froh gewesen, wenn ich sie einmal im Monat gesehen hätte, jetzt ist es noch nicht einmal eine Woche her, dass ich mehr als eine Stunde mit ihr «zusammen war», doch ich vermisse sie. Ich habe mich so auf Samstagabend gefreut, warum müssen sie bloss babysitten? Hoffentlich können wir das Zick-Zack-Treffen möglichst bald durchführen!

  • 26. Oktober 94

    26. Oktober 94

    Die Fotos vom Konflager sind gekommen! Ich werde sie im neuen Tagebuch (das ich übrigens morgen kaufe) einkleben.

    Heute hatte ich, als ich von der Schule nach Hause kam, kein Benzin mehr, also musste ich das Töffli nach Hause stossen. Später habe ich es dann zum Pereira gestossen, aber als ich dort ankam habe ich gemerkt, dass ich das Geld zuhause liegenliess, also bin ich nach Hause gelaufen. Am Abend hat mich dann «dä Papi» nach Silmen gebracht.

    Um fünf Uhr habe ich Ina angerufen. Wir haben mehr als eine Stunde telefoniert. Es war toll! Sie hat meinen Brief bekommen, und, sie hat sich darüber gefreut! Sie hat zugegeben, dass sie wahrscheinlich bald mit Lüthi (glaube gar nicht so ein blöder Siech!) geht. Sie glaubt, dass Anna und Altmann nicht mehr lange miteinander gehen. Ausserdem hat sie erzählt, dass Anna mich vor dem Konflager ein ziemliches Arsch gefunden hat, aber jetzt fände sie mich nett. (Aber, wie lange?!) Dann gibt es noch eine schlechte Nachricht; der Samstagabend fällt ins Wasser (scheisse!). Ich werde Ina spätestens am Sonntagabend wieder anrufen!

  • 25. Oktober 94

    25. Oktober 94

    Gestern habe ich Ina einen Brief geschrieben. Ich habe ihn gleich heute Morgen abgeschickt. Jetzt wäre das ja schön und gut, aber leider ist da etwas passiert:

    Heute Abend um ca. 17:15 hat Domi angerufen. Er ist zu mir gekommen, dann sind wir in die Jugi gegangen. Danach haben wir noch bei Domi gesprochen (so blöd, ich meine geschnuret). Dabei ist herausgekommen, dass Ina gestern mit ihm Schluss gemacht hat. Ou scheisse, er tut mir hueren leid! Es ist zum Kotzen! Ina bedeutet ihm wirklich wahnsinnig viel! Ah ja, zurück zu meinem (natürlich viel unwichtigeren) Problem; ich habe in meinem Brief geschrieben, dass sie doch bitte nicht mit ihm Schluss machen soll. Das ist jetzt natürlich zu spät, schrott. Aber ich werde morgen mal Ina anrufen, sie hat mir einiges zu erzählen!

    Aber, kaum zu glauben, es gibt auch gute Nachrichten! Erstens, ich werde (höchstwahrscheinlich wenigstens) morg… am Samstag (man, ich bi glaub hüt ä biz zue!) Anna wiedersehen! Ina ist am Samstagabend alleine zuhause und jetzt wollen sie und Ina dann eine Zick-Zack-Sitzung machen!
    Zweitens, unser Basketballantrag wurde angenommen! It’s gametime!!!

  • 23. Oktober 94

    23. Oktober 94

    Oh wie mich das Leben anfuckt! Wie sagte es Domi so schön in seinem Brief: «Die Schule fuckt mich so schrecklich an, es ist zum Kotzen, wirklich…»

    Ich glaube, die Schule hat mich im ganzen Leben noch nie so angeschissen und wann ich Anna wiedersehe ist auch noch ungewiss! Am liebsten würde ich mich umbringen, aber nicht, weil ich deprimiert bin, das ginge ja noch, aber ich bin es leid, in die Schule zu gehen. Ich mag Bernhard, Dave, Weber, Mosi und die anderen, ganz besonders auch Simone, aber wenn ich an das Lager und an Anna denke, würde ich ALLES darum geben, hier in Lösslikon in die Schule gehen zu können. Oh wie mich das ankotzt!

    Heute bin ich um etwa elf Uhr aufgestanden. Kurz danach hat Domi angerufen und wir machten auf etwa ein Uhr bei mir ab. Wir haben kurz Ping-Pong gespielt und anschliessend über unwichtige Dinge gesprochen. Dann haben wir gegamet. Um kurz vor vier lief ich dann los. Mein Ziel… die Kirche. Dort bereiteten wir den Gottesdienst noch fertig vor. Nebenbei; Anna hatte offene Haare, sie sah fantastisch aus!

    Um fünf Uhr begann der Gottesdienst, er lief ganz nach Plan. Während Frau Zimmermann ihre langweilige Rede hielt, traf sich mein Blick mit Inas. Und was hat sie getan?… Gesmilet! Ich habe mich sehr über ihr freundliches Lächeln gefreut!

    Wenn nur diese blöde Schule nicht wäre! Es scheisst mich so gewaltig an!

    Es geht noch sehr lange bis zum nächsten Mal Konf., bis zum 25. November! Ich bete zu Gott, dass ich Anna vorher noch einmal sehe. Ich werde Ina einen Brief schreiben! Ja, ich werde ihr einen Brief schreiben!

  • 21. Oktober 94

    21. Oktober 94

    So, leider ist das Konflager jetzt vorbei! Schade! Sehr schade! Ich habe, glaube ich, noch nie etwas soooo bedauert! Es war toll! Super! Spitze! Ich war so oft mit Anna zusammen, wie iche es nicht zu träumen gewagt hätte! Leider hatte ich keine Zeit ein Lagertagebuch zu schreiben. Ich werde versuchen, meine Erinnerungen niederzuschreiben:

    Montag, 17.10.

    Am Montagmorgen, bei der Hinfahrt im Zug, dachte ich, dass es genau so werde, wie ich es vermutet hatte: Die Mädchen unter sich und die Jungen unter sich. Als wir ins Postauto nach Valbella einstiegen, setzte ich mich hinter Anna. Dort habe ich die ersten Worte mit ihr gewechselt (obwohl das Gespräch extrem uninteressant und kurz war, habe ich mich wahnsinnig gefreut!). Als wir im Lagerhaus angekommen waren und uns in ihm eingerichtet hatten, spielten wir (Peter, ich und ein paar andere Knaben) zuerst ein wenig Ping-Pong, danach haben wir uns mit Nicole und Anna ziemlich lange unterhalten, es war aber relativ uninteressant.
    Frau Zimmermann hat uns nach dem Nachtessen erklärt, dass es zwei Sachen gäbe, warum sie jemanden heimschicke: Betrunkenheit und Mädchen nach der Nachtruhe bei den Knaben oder umgekehrt. Unberührt von dieser Tatsache machte unser Viererschlag mit Anna und Nicole, die einen Zweierschlag direkt gegenüber von uns hatten, ab, dass sie kurz nach der Nachtruhe, also etwa um 23:20 Uhr, zu uns kämen.
    Und,… sie kamen. Philippe wollte schlafen, also redeten Schneider, Peter und ich alleine mit Anna und Nicole. Es war super! Unter anderem machten Anna und ich Armdrücken. In dieser Nacht habe ich zwar fast nichts geschlafen, aber ich war glücklich!

    Dienstag, 18.10.

    An diesem Tag waren die jüdischen Jugendlichen bei uns. Es war sehr interessant. Mit Anna habe ich eigentlich hauptsächlich Ping-Pong gespielt. An diesem Abend gingen Peter und ich zu Anna und Nicole in den Schlag. Wir waren alle sehr müde, so dass nicht gerade sehr interessante Gespräche entstanden. Aber dafür hätte ich fast unter dem gleichen Schlafsack wie sie gepennt, aber es war so oder so noch Peter dazwischen. Leider!

    Mittwoch, 19.10.

    Wir waren auf der Wanderung. Zuerst gingen wir alle zum Sessellift. Oben angekommen trennten wir uns; Claudine, Larissa, Anna und Serena, Andy, Silvio, Hofer, Egli, Philippe, Peter, Fäbe und ich gingen auf die «harte» Wanderung, der Rest machte die leichte. Komischerweise ging ich fast unabsichtlich immer in Annas Nähe. Während wir wanderten, windete es so stark, wie ich es, glaube ich, noch nie erlebt habe. Nach dem Mittagessen auf einem Gipfel gingen Andy, Philippe, Silvio, Egli und Fäbe noch einmal auf einen Berg, während der Rest von uns (auch Anna!) gemütlich den Heimweg antrat. Während dem Abstieg war ich absolut deprimiert, ich weiss gar nicht mehr warum! An diesem Abend habe ich gelernt «Ligretto» zu spielen. Als wir die Gruppen auslosten, hatte ich Glück, Anna und ich waren zusammen! Doch leider hat diese blöde Zimmermann dieses Spiel unterbrochen und wir schauten «das Tagebuch der Anne Frank». Es war ein schwacher Trost, dass Anna und ich zu dieser Zeit gerade in Führung lagen und somit dieses Spiel gewannen. Am späteren Abend ist leider nichts Interessantes mehr passiert.

    Donnerstag, 20.10.

    An diesem Tag wurden Peter und ich um 7 Uhr von Röme (ein netter Kerl!), auf am Vorabend geäusserten Wunsch, geweckt. Wir haben uns angezogen und Peter ging Anna wecken. Jetzt gingen wir zu dritt joggen. Es war noch lässig. Später bereitete das ganze Lager den Gottesdienst vom Sonntag vor. Ich spiele einen alten Mann. Dann haben wir herausbekommen, dass Anna und Nicole das gleiche Spiel für den Schlussabend vorbereitet hatten wie unser Schlag. Aber wir einigten uns darauf, dass sie ein anderes Spiel machten. Dann kam nach weiterem Ligretto-Spielen der Schlussabend. Zuerst zeigten wir unser Spiel, es ging, glaube ich, ziemlich in die Hosen. Dann war Hofers Gruppe an der Reihe. Das Problem war, dass sie Freiwillige brauchten und als sich niemand meldete, wählte Hofer drei Leute aus: Andy, Lara… und mich! Ich musste beim Kassensturz als Zahnpasta-Vertreter hantieren. Ich habe mich wahrscheinlich gar nicht schlecht geschlagen. Danach kam Annas Spiel und dann Montagsmaler von Fäbe und Dani. Jetzt lasen die Leiter einen Tagesschaubericht vor, in dem unsere Namen versteckt waren. Zum Beispiel: « […] … schrieb einen Roman […] …, an die Kulturfreunde […]». Danach kam die Schnitzelbank. Es wurden etwa zehn Leute «abegmacht», darunter auch Anna wegen des Vegetarier-Seins, ich wegen dem wenigen In-die-Kirche-Gehen und natürlich Frau Zimmermann wegen der neuen Frisur.

    Danach kam das «Mörderli-Spiel», in dem ich einmal der Mörder (ich habe neben etwa sechs anderen auch Anna umgebracht) und einmal – mit Claudine und Larissa zusammen – Richter war. Dann kam noch das «Theöterlä». Hier war ich einmal mit Nicole auf dem Standesamt (Ja, ich will) und einmal mit Philippe in der Schwulenbar (Hey, Süesä). Danach waren wir alle zu müde, um noch etwas zu machen.

    Freitag, 21.10.

    Der Tag der Abreise (schnüff!). Am früheren Morgen wurde fleissig gepackt und er Schlag ein wenig aufgeräumt. Danach hielten wir draussen einen Gottesdienst ab, in dem wir alles noch einmal spielten, was wir für den Gottesdienst vorbereitet hatten. Danach musste ich mit Dani den Waschraum der Knaben putzen. Es war aber noch lustig. Als wir damit fertig waren, machten wir ein Gruppenfoto und spielten anschliessend zusammen Frisbee (fast alle!). Ich war mit Anna in der Gruppe! Dann gab es Zmittag und dann spielte ich ein letztes Mal Ligretto, zusammen mit Peter, Fäbe, Egli, Rahel und Anna. Anna und Rahel haben gewonnen. Schliesslich traten wir traurig die Heimreise an. Im Zug war ich hauptsächlich mit Anna zusammen. Ein wenig (sehr!) traurig bin ich vom Bahnhof nach Hause gefahren!

    So, das war das Konflager 1994 in Kurzform. Inzwischen habe ich geschlafen und jetzt ist es Samstag um acht Uhr abends. Gestern Abend bin ich etwa um halb sechs Uhr zu Domi gegangen, dort haben wir gegessen, gejasst, gepokert und lange, lange geredet. Der Verdacht, dass Anna mit Altmann geht hat sich jetzt endgültig bestätigt. Aber ob das lange hält?…
    Ich muss vielleicht noch einmal genauer sagen, was dieses Lager für mich genau gebracht hat: Sehr, sehr viel Spass, ein «näheres» Kennenlernen von Claudine und eine gute Freundschaft mit Peter. Im Zusammenhang mit Anna: Ich bin mir jetzt ganz sicher, dass sie das hübscheste Wesen der Welt ist! Ich habe wieder gesehen, dass ich sie nicht nur wegen des Aussehens, sondern vor allem wegen dem Verhalten liebe! Ich konnte sie oft lächeln sehen! Ich hatte es lustig mit ihr. Leider hat es mir aber auch gezeigt, wie wenig Chancen ich, auch wenn ich fast rund um die Uhr mit ihr zusammen bein, bei ihr habe!
    Heute, am Samstag, dem 22.10., war Peter von zwei bis halb fünf bei Anna und danach kam er noch eine Stunde zu mir. Er hatte es, glaube ich, noch lustig mit Anna. Altmann ist auch noch bei Anna aufgetaucht. Ob es wohl doch länger hält?

  • 16.10.94

    16.10.94

    Sonntagabend (22:22 Uhr). In 10 Stunden steige ich in den Zug ein. Leider ist mein Fülli bereits eingepackt, deshalb schreibe ich mit Bleistift. Jetzt wird beis Freitag kein Eintrag mehr folgen. Ich werde versuchen, ein Lagertagebuch zu führen. In einer Woche würde ich mich wohl am liebsten zu diesem Augenblick zurückwünschen. Morgen sehe ich Anna, ist das nicht toll!!!?!!!