Tagebuch – jetzt vor 30 Jahren

30. September 1994

Freitagmorgen, kurz nach halbacht. Wenn nur diese Prüfungen nicht wären! Nur noch ein paar Stunden!

Mittag um 12 Uhr. Ich schreibe diesen Eintrag in der Schule. Rund um mich herum wird kräftig gelernt. Ich hingegen rechne die Sekunden bis zum Konf aus. 22500! Aber vorher habe ich noch zwei wichtige Prüfungen vor mir.

So, diese Prüfungen sind jetzt vorbei. Wie sie gelaufen sind? Nicht gut. Aber im Moment ist das egal! Jetzt ist die Stunde gekommen. Die Stunde des Konf. Nicht einmal mehr 30 Minuten geht es noch! Hoffentlich läuft es gut!

Zehn Uhr abends. Der ganze Spuck ist vorbei. Wie enttäuschend. Ich konnte Anna zwar oft anschauen und habe sie auch lachen sehen. Aber es wurde wieder klar, dass ich bei ihr gar nicht sonderlich beliebt bin (im Gegensatz zu Philippe, Altmann, Gerber und allen anderen Menschen auf der Welt!)

Wenn sie nur nicht so verdammt hübsch wäre! Auch Ina sieht sehr gut aus, aber sie ist mit Abstand das hübscheste Wesen der Welt!

In einer Woche habe ich Ferien. Ob ich mich freue? Ja, ich glaube schon. Wie das Konflager wohl wird?

Und nicht einmal mehr einen Tag bis Buffalo.

Morgen haben wir zwei Prüfungen. Eine Latsch und eine Geschichts. Obwohl ich heute den ganzen (oder halben) Tag wie ein Irrer gebüffelt habe, bin ich, wahrscheinlich, immer noch zu schlecht vorbereitet. Aber ob ich jetzt zwei Sechsen oder zwei Einsen schreibe, der Tag wird vergehen. Und dann kommt der Moment auf den ich schon so lange warte: KONF!
Morgen ist es soweit. Endlich werde ich Anna wiedersehen. Wünsch mir Glück, ich kann es brauchen!
NOCH 1

Und noch 2 Tage bis Buffalo.

Mittwochabend, kurz nach neun. Heute hatten wir nur eine Stunde Schule und morgen haben wir frei. Eigentlich toll. Aber ich fühle mich leer, gelangweilt. Lustlos und müde. Übermorgen haben wir Konf. Aber, so absurd es auch klingen mag, ich freue mich fast nicht mehr. Ich habe Angst davor, enttäuscht zu werden. Domi weiss gar nicht, was für ein Glück er mit Ina hat. Ich vermisse Anna, ich vermisse sie so sehr! Was soll ich bloss tun? So kann es doch nicht weitergehen! Das Konflager wird wenig ändern, vielleicht sogar überhaupt nichts.
Ich wüsste zu gern, wie das ist, zu wissen, dass man geliebt wird. Anna kennt dieses Gefühl, auch Ina und Domi.

Ich brauche Anna! Ich liebe sie! Aber noch einmal drei Jahre werde ich nicht überleben!!!

Und noch 4 Tage bis Buffalo

Heute war ich wieder bei Domi. Was ich gestern schon vermutet habe, bewahrheitete sich heute: Domi und Ina gehen wieder miteinander. Ich durfte heute Domis Tagebuch, das er seit kurzem wieder führt, lesen. Darin erfuhr ich, dass Ina und er jetzt endlich «richtig» miteinander gehen. Auch gestern Abend gingen sie oft Arm in Arm. Sie haben sich (laut Tagebuch) auch schon geküsst! (Auch wenn es kein Zungenkuss war.) Ich bin sehr stolz darauf, dass ich auch ein bisschen (oder ein bisschen mehr) dazu beigetragen habe, dass es zwischen ihnen jetzt wieder klappt, ich freue mich sehr für sie. Domi hat es verdient. Aber ein bisschen ungerecht finde ich es schon, dass ich wahrscheinlich noch lange, lange warten muss, bis ich endlich auch eine Freundin habe! So eine Freundin wie Ina.

Ob der Konf. wohl lässig wird? Langsam verliere ich den Glauben daran, hoffentlich zu unrecht!

Und noch 6 Tage bis Buffalo

Heute war ich mit Simone, Sina, Martina und Beat an der Stäfner Chilbi. Es war nichts Weltbewegendes, aber doch ganz lustig!

Ich liebe Mädchen!

Und noch 7 Tage bis Buffalo.

Noch einen Tag bis zur nächsten Prüfung.

Noch eine Woche bis zum Konf.

Noch zwei Wochen bis zu den Ferien.

Noch dreieinhalb Wochen bis zum Konflager!

[der nächste Eintrag stammt vom 24.9.1994]

Und noch 9 Tage bis Buffalo!

Vor zwei Minuten habe ich noch genau gewusst, was ich schreiben wollte. Ich wollte über den Dokumentarfilm, den ich gerade gesehen habe (Erdbeben in San Francisco), erzählen, wie ich von einem wunderbaren Gefühl erfüllt wurde, dem Gefühl stolz darauf sein zu können, ein Mensch zu sein. Es gibt Helden! Aber wie schnell verschwinden solche Gefühle wieder!

Wenn ich irgendwann in der nächsten Zeit einmal sterben sollte (was sehr unwahrscheinlich ist!), will ich nur, dass Anna erfährt, dass ich sie wirklich liebe! Dasselbe gilt natürlich für Mam und Dad (ei laf inglisch!)! Was schreibe ich hier eigentlich, ich habe eigentlich nicht vor, in der nächsten Zeit den Löffel abzugeben (schon gar nicht vor dem Konflager!)

Noch neun!

Und noch 11 Tage bis Buffalo

Da ich nicht weiss, wo ich mit diesen blöden Passfotos hin soll, habe ich beschlossen, eine Ego-Wand (Seite) zu machen.

… Jetzt habe ich gemerkt, dass das eine Scheiss-Idee war. Also dann bis zum nächsten Mal.

Und noch 12 Tage bis Buffalo

Heute Morgen habe ich Anna in der «Chile» gesehen. Aber leider nur kurz! Am Nachmittag habe ich ein wenig (ca. 45 Minuten!) mit Ina alleine gesprochen, am Abend haben sie und Domi und ich uns noch zu dritt eine Weile unterhalten…

Und noch 13 Tage bis Buffalo (aber wen interessiert das?)

Wir machen die Zick-Zack-Zeitung wieder! Der Abend ist einfach toll gelaufen! Domi und ich haben etwa drei Stunden mit Ina gesprochen. Ina ist ein geniales Mädchen, morgen sehen wir uns wieder. Aber keine Angst, ich liebe immer noch Anna! Ist das Leben nicht toll?!!