Tagebuch – jetzt vor 30 Jahren

Und noch 18 Tage bis Buffalo

Am Samstag war ich am Knabenschiessen. Wie man sieht [ein Durchschlag der «Schiesskarte» ist eingeklebt] habe ich nicht sehr toll geschossen, aber es war ja auch das erste Mal. Danach waren Martina, Cornelia, Sina, Simone, Weber, Mosi, Beat [Schulkamerad:innen in der neuen Klasse] und ich noch an der Chilbi. Wir hatten es, besonders im Zug, ziemlich lustig. Es war toll! Ich glaube, dass es jetzt nicht mehr lange gehen wird, bis ich mich ganz in die Klasse integriert haben werde. Ich glaube, dass ich mit Daniel in Konflikt kommen werde, er mag unsere Mädchen nicht besonders. Bis jetzt haben sich in den meisten Sachen die anderen nach ihm gerichtet.
Aber ich werde gewinnen!!!!
Ich habe meinen Reiz wieder gefunden.

Trotzdem vermisse ich Anna, ich liebe sie, nur sie! Obwohl ich Mädchen so oder so toll finde.

21:31:20, 21:31:21, 21:31:22, 21:31:23…
Die Zeit vergeht, Konf. ich komme!!!!

Und noch 23 Tage bis Buffalo

Auch wenn es beim Lesen der Einträge so scheinen wird, die Tage vom 3. bis zum 7. September sind nicht im Geringsten schnell vergangen!

Ich habe gemerkt, dass ich mein Tagebuch nicht so schreibe, wie andere das vielleicht tun. Ich schreibe nicht «Mein liebes Tagebuch», das wäre ja auch idiotisch! Ich schreibe eine Art «Logbuch».

Die Tage vergehen, aber der 30. Sept. will und will nicht näher kommen!

Und noch 30 Tage bis Buffalo

Eigentlich geht es mir recht gut. Aber irgendetwas fehlt! Ich weiss nicht, was es ist. Es fehlt etwas, das das Aufstehen sinnvoll macht, ein Reiz.

Obwohl ich eigentlich mit allen gut auskomme, läuft es nicht so, wie ich erwartet hätte, es läuft schlechter.

Ich wollte ja eigentlich Sarina einen Brief schreiben, aber inzwischen sehe ich keinen Grund mehr dies zu tun. Obwohl ich gerne mit jemandem über meine Probleme reden würde, glaube ich nicht, dass es gut wäre, ihr zu schreiben. Sie wäre nicht die Richtige.

Aber auch mit Domi darüber zu sprechen wäre sinnlos. Er versteht mich nicht. Ich glaube, Ina wäre die einzig richtige Person. Warum rufe ich sie eigentlich nicht an?…

Ich habe keinen Vorwand, das ist der Grund.

Es geht noch sooooooooooooo lange bis zum nächsten Konf.

Und noch 32 Tage bis Buffalo!

Heute ist eigentlich alles recht gut gelaufen. Im Franz hatte ich immerhin eine 4,4 und das mit dem Schreibmaschinenkurs ist auch gut gelaufen. Ausserdem lerne ich meine neue Klasse immer besser kennen. Aber trotzdem, wenn mich jemand fragt, wei es mir geht, antworte ich immer: es geht. Aber es geht nicht, ich brauche mehr als nur das In-die-Schule-Gehen. ich brauche Anna!!

Und noch 33 Tage bis Buffalo!

Es ist momentan eine schwierige Zeit für mich. In der Schule läuft es nicht so richtig und in Sachen Anna scheine ich auf der Stelle zu gehen. Auch sonst läufts nicht so. Wenn ich Anna als Freundin hätte, wäre alles so viel einfacher, so erträglicher. Ich hätte etwas, an dem ich mich festhalten könnte.

Als ich im Konf einen lustigen Spruch gesagt habe, haben alle gelacht, ich glaube, auch Anna. Sie hat ein wunderschönes Lachen!

Heute habe ich sie im Gottesdienst gesehen, aber leider sass sie hinter mir, so dass ich sie nur mit auffälligen Blicken über die Schultern ansehen konnte. Nach dem Gottesdienst habe ich noch mit Peter gesprochen. Er fände Anna eine dumme Kuh und eingebildet sei sie auch. Aber wer so schön ist, muss doch fast eingebildet sein, und ausserdem ist das eine Stärke gegenüber mir, weil ich ja nicht gerade eingebildet bin.

Wieso geht es bloss noch so lange bis zum nächsten Konf, noch bis zum 30. September. An jenem Tag werde ich einen Tagebucheintrag machen, ich freue mich jetzt schon darauf!

Heute hatten wir zum ersten Mal Konf.

Ich hatte ganz vergessen wie schön Sie ist!!!!!

Heute war der erste Schultag in der neuen Klasse. Ich glaube, ich habe mich für den ersten Tag recht gut geschlagen. Aber alles ist so anders, so fremd. Die Klassenmitglieder, die Lehrer, die Umgebung (?). Ich habe Angst davor, mich nie in diese Klasse integrieren zu können. Aber das Leben muss gelebt werden, auch wenn es nicht immer einfach ist. Life is life!

Heute habe ich eine Karte von Sarina bekommen (siehe Couvert). Ich glaube, sie weiss, dass ich geglaubt habe, ich sei in sie verliebt. Ich werde ihr alles in einem Brief erzählen (glaube ich!).

Na dann, wir werden sehen, was morgen so passiert.

«Ich liebe Anna», dieser Ausdruck kommt in meinem Tagebuch öfters vor, aber was heisst «Liebe» überhaupt?

Ich habe versucht, meine Gefühle zu Anna etwas anders auszudrücken:

Anna ist mein Feuer und mein Wasser,
mein Himmel und meine Erde.
Sie ist der Sinn meines Lebens,
ich lebe, um sie zu lieben.
Sie ist die Schönheit und die Sinnlichkeit
in Person.
Ich verehre sie mehr als einen Gott.

I ❤️ ANNA