Tagebuch – jetzt vor 30 Jahren

  • Zwischenkapitel (23.3.94)

    Zwischenkapitel (23.3.94)

    Wer ist wer?

    Eine der wichtigsten Personen in meinem Tagebuch (und auch in meinem Leben) ist Domi. Er ist seit etwa 10 Jahren mein bester Freund und steht mir (mehr oder weniger) immer bei. Er ist sehr gut in der Schule, weil er ziemlich viel lernt. Lange ist er mit Ina gegangen, bis sie vor ein paar Wochen mit ihm Schluss gemacht hat. Er ist immer noch unsterblich (?) in sie verliebt. Im Grossen und Ganzen bin ich sehr froh, so einen Kollegen (Freund!) zu haben! Ausserdem machen wir zusammen die Zick-Zack-Zeitung, die ein riesen Erfolg ist. Er ist mit Anna, Ina und mir im ZZ-Vorstand.


    Das ist Pfister, ein guter Kollege. Er möchte sehr viel am Computer sitzen, Ping-Pong spielen und Fernsehen schauen. Er ist bei Anna und Ina seit dem Sommer 1992 nicht mehr so beliebt. Er ist ein guter Kollege, aber als Freund kann man ihn nicht bezeichnen.


    Das ist Ina. Sie ist einer der nettesten und hübschesten (!) Menschen, die ich kenne! Leider ist das ein sehr schlechtes Foto von ihr. Sie ist die Cousine von Anna. Weitere Angaben findet man auch bei Domi.


    Das ist Anna. Sie ist das hübscheste Wesen auf der Welt und zugleich der netteste Mensch, der mir je begegnet ist! Sie hat das schönste Lächeln, das man sich vorstellen kann, und eine traumhafte Figur. Kurz, ich bin bis über beide Ohren in sie verliebt. Und das seit über zwei Jahren (was für einen 14-jährigen Jungen eine lange Zeit ist).

    Sie ist sehr sportlich und hat das ganze Zimmer voller Medaillen. Sie versucht in diesem Frühling die Aufnahmeprüfung ins Gymnasium. Sie ist zusammen mit Ina die Gründerin des Zick-Zacks. Mit Ina ist sie nicht nur verwandt, sondern sie sind auch die besten Freundinnen. Sie ist mehr als ein halbes Jahr älter als ich (Geburtsdatum: 2.8.1978). Momentan geht sie so halbwegs mit Urs Meier, den ich einen super lässigen Typen finde, auch wenn das, glaube ich, nicht auf Gegenseitigkeit beruht. Anna und Meier knutschen, glaube ich, ziemlich viel rum.* Doch, ich weiss nicht warum, aber es stört mich eigentlich nicht mehr.

    Leider ist das das einzige gute Foto, das ich von Anna habe. Inzwischen ist sie natürlich noch viel hübscher geworden.

    * Sorry für den ein wenig blöden Satz.


    Und schliesslich: Ich.

    Auch wenn es sehr schwer ist, über sich selbst zu schreiben, möchte ich es doch versuchen. Ich bin ein nicht gerade gutaussehender 14(1/2)-jähriger Junge, gehe auf Zürich ins Gymnasium und bin wahnsinnig verliebt. Ich bin einigermassen sportlich und hoffentlich auch erträglich (denn irgendeine gute Eigenschaft muss ja jeder Mensch haben, oder?). Ich trage bei ein paar Mädchen hier in Uetikon den Spitznamen «Schlimi», was mich aber mehr belustigt als kränkt (da ich sowieso nichts von diesen Mädchen halte!). Ich bin sehr romantisch und vielleicht ein bisschen zu sensibel. Momentan bin ich provisorisch (im Gymi), aber ich «Tubel» nehme das Leben immer noch viel zu locker. Im Grossen und Ganzen bin ich, glaube ich, ein ganz lustiger Boy!

  • 12. März 1994

    12. März 1994

    Wenn ich so die vorherigen Einträge lese, wird mir bewusst, wie nah ich schon manchmal am Selbstmord war. Aber nie war ich so nah wie am Abend des 28. Junis 1993. Jetzt bin ich froh, dass ich mich nicht umgebracht habe. Gestern Abend (Freitag) läutete ziemlich genau um halb 6 Uhr abends das Telephon. Es war Domi. Er erzählte, dass ihm gerade Ina angerufen habe und dass sie auch mich noch zu erreichen versuchen würde. Da ich aus Domis Geschwafel «nicht draus kam», war ich gespannt auf Inas Anruf. Sie erzählte mir, dass sie und Anna kurzfristig ein Vorstandstreffen [des Zick-Zacks] machen wollen. Ich willigte natürlich sofort ein. Wir machten auf die Viertel nach 6 Uhr bei Anna ab. Als ich jedoch bei Domi um fünf nach 6 ankam, erklärte er mir, dass er erst um Viertel vor 7 dort sein könne. Mit einem ein wenig mulmigen Gefühl ging ich also allein los. Zuerst war es ein wenig ein komisches Gefühl, mit Anna und Ina allein, aber es war ja nicht das erste Mal! Als Domi kam, ging es mir bestens. Wir sprachen dann noch bis halb 8 über den Zick-Zack. Dann teilte Ina uns mit, dass sie jetzt gehen müsse. Domi und ich wollten eigentlich auch gehen, aber schliesslich sprachen wir noch eine halbe Stunde lang mit Anna (allein!!!).

    Ich bin jetzt wieder zuversichtlich. Und obwohl ich es selbst kaum glauben kann, macht es mir jetzt nichts mehr aus, dass Anna mit Urs Meier zusammen ist. Ich gönne es beiden und glaube, dass sie sich wirklich lieben. Ich weiss nicht wieso, aber ich bin glücklich.

  • 6. März 1994

    6. März 1994

    Für mich ist heute eine Welt zusammengebrochen. Es ist endgültig aus, und wenn es noch so weh tut, ich muss es doch einsehen. Und trotzdem werde ich nie aufhören, Anna zu lieben!

  • 27. Februar 1994

    27. Februar 1994

    Ich muss mit jemandem reden, aber ich weiss nicht mit wem. Heute habe ich seit langer Zeit wieder einmal mit Anna und Ina geredet. Ich habe zwar eigentlich nur mit Ina geredet, Anna hatte eigentlich mehr dir Rolle einer Statistin, aber war das nicht schon immer so? Ina hat mir in einem langen Gespräch, nachdem Anna schon gegangen ist, einiges erzählt: Ina will (nachdem sie jetzt mit Domi Schluss gemacht hat) nicht wie erwartet mit Altmann, sondern mit Meier gehen. Anna ist jetzt sehr, sehr viel mit Altmann zusammen und lässt (wie Ina erzählt) einiges mit sich machen. Sie sagt sogar; teilweise «prive» Sachen. Mich traf es wie ein Pfeil ins Herz, als ich das hörte. Obwohl es mich eigentlich nichts angeht, beschäftigt es mich im Moment mehr als alles andere auf der Welt!

  • 3.8.93

    3.8.93

    Verblüffend aber wahr, es scheint als haben die Ereignisse um Anna eine entscheidende Wendung genommen, ich bin mir zwar nicht sicher, ich hoffe jedoch, dass sie mich nun endgültig wieder nett findet und das habe ich hauptsächlich Peter zu verdanken.

  • 5. Juli 1993

    5. Juli 1993

    Ich kann es nicht glauben, aber ich habe das Gefühl, ohne Anna nicht mehr leben zu können. Jetzt, nachdem ich alles verdorben habe, fehlt sie mir mehr als zuvor, ich gebe langsam die Hoffnung auf, ich glaube jetzt, dass mir auch der Sommer nicht mehr helfen kann. Ich merke, dass ich mich im letzten Jahr sehr viel weiter entwickelt habe. Ich und vielleicht auch Domi. Ich bewundere Domi sehr, denn er hat sein Leben vollkommen im Griff. Ausserdem beneide ich ihn, denn er hat erstens ein tolles Aussehen und zweitens eine Freundin, die ihn wirklich liebt. Ich komme mir so einsam vor, und so völlig meinen Gefühlen unterlegen. Ich würde, glaube ich, alles tun, damit mich Anna wieder nett findet.

  • 29. Juni 1993

    29. Juni 1993

    Es ist so viel passiert in letzter Zeit, dass ich nicht mehr weiss, was ich noch glauben kann. Es war letzten Samstagabend als Anna bei Ina oben auftauchte. Zuerst war ich völlig schüchtern und wusste nicht, was ich denken sollte. Doch am Abend danach, als wir wieder zusammen waren, glaubte ich, dass mich Anna wieder nett finde. Am Montagnachmittag, als wir (Domi und ich) mit Roman im Ländeli waren, tauchten Anna und Ina auch auf. Sie setzten sich ziemlich weit weg von uns, aber in Sichtweite, hin. Ich ging, mehr als Show als aus etwas anderem, zu ihnen hin, und fragte sie, warum sie sich nicht neben uns setzten. Als sie antworteten, dass es an Roman liege, sagte ich, dass ich das gewusst habe. Ich ging voll Stolz zurück zu Domi und Roman Ich erzählte ihnen, was Anna und Ina gesagt hätten.

    Gestern Abend (auch Montag) erfuhr ich, dass Ina und vor allem Anna das völlig mies für Roman und ausserdem sehr blöd von mir gefunden haben. Und dass Anna mich gar nicht so nett finde. Und, was ich immer noch nicht glauben kann, mir kamen die Tränen! Ich konnte das Weinen nicht unterdrücken. Erst jetzt merke ich, was für ein Arsch ich gewesen bin, und dass ich alles falsch gemacht habe. Ich Arsch!!!

  • 18.6.93

    18.6.93

    Heute geschah eigentlich den ganzen Tag nichts Besonderes. Jedoch am Abend, ziemlich genau um 20:30 Uhr, rief meine Mutter mich und sagte; dass eine Mara Rüegg am Apparat sei. Ich nahm verwundert aber erfreut den Anruf entgegen, zuerst sagte mir Mara, dass Anna, Ina, Claudia, Domi und Sara und sie oben (bei Domi) seien und ich solle doch auch kommen, danach entriss ihr Ina den Hörer und erzählte irgendetwas von «Dass-Domi-einen-Velounfall-gehabt-habe», schlussendlich schwafelte Domi noch irgendetwas in den Hörer. Ich stieg also auf Brunos Töffli und fuhr hinauf. Oben angekommen stellte sich heraus, dass Anna gar nicht da war. Trotzdem blieb ich und unterhielt mich mit der ganzen Gesellschaft bis ca. 21:20 Uhr.

    Wahrscheinlich sehe ich morgen Ina im Ländeli und vielleicht ist sogar Anna auch dabei. Die Chance, dass mich Anna je wieder nett findet, stehen jetzt also etwa 70 zu 30.

    TOLL

  • 27. Mai 1993

    27. Mai 1993

    Ich hatte eigentlich erwartet, dass ich jetzt lange nichts mehr von Ina oder Anna hören werde. Doch heute stand plötzlich Ina mit zwei Freundinnen vor der Tür (sie verkauften Abzeichen). Nachdem ich es endlich wieder geschafft hatte, sie zum Lachen zu bringen, hatten wir ein kurzes aber aufschlussreiches Gespräch; Ina findet mich immer noch nett, Anna jedoch nicht. Trotz der schlechten Nachricht bin ich ziemlich froh.

  • 26. Mai 1993

    26. Mai 1993

    Ich mache jetzt ungefähr zum 5. Mal den Versuch, eine Art Tagebuch zu führen. Ich hoffe, dass es diesmal klappt. Na, auf jeden Fall ist heute etwas für mich sehr wichtiges geschehen. Roman, Domi und ich waren im Ländeli, weil es endlich wieder einmal genug warm war. Da tauchte prompt Ina, die die Freundin von Domi und gleichzeitig die Cousine von Anna ist, auf. Ich stelle alle meine Hoffnungen, dass sie und Anna mich je wieder nett finden, auf den Sommer. Ich will jedoch gegen aussen nicht zeigen, dass ich eine wahnsinnige Sehnsucht nach Anna habe. Ich versuchte also, so wie immer, ganz «cool» zu sein. Doch wie immer, wenn irgendjemand aus der Familie Frei oder Rüegg in der Nähe ist, ging es nicht. Meine Sprüche waren weder cool noch lustig. Und obwohl Ina zu mir nur ein paar Worte gesagt hat, musste ich heute Abend stundenlang über sie und Anna nachdenken. Ich hoffe trotz meinem uncoolen Verhalten immer noch auf ihre Zuneigung.