Tagebuch – jetzt vor 30 Jahren

  • 13. September 1995

    13. September 1995

    Irgendetwas stimmt hier nicht! Irgendetwas muss hier doch einfach falsch sein! In letzter Zeit gelingt mir einfach alles!! Seit letzten Samstag, äh, Sonntagabend komme ich mit Martina aus wie nie zuvor. Es kommt mir so vor wie damals am Week-End, als ich den Kopf auf ihren Schoss gelegt hatte und eingeschlafen bin. Aber ich lag ja schon damals falsch mit der Annahme, dass zwischen uns etwas sei. Im Franz hatte ich eine -5 (und das bei einem Klassenschnitt von 4,3!) und dann war da noch der heutige Abend: Mir hat einfach aus heiterem Himmel Ronja angerufen! Sie fragte mich kurz etwas zur Bio (wir haben morgen so eine fuck Prüfung) und danach haben wir noch fast eine Stunde telephoniert!! Coool! Seit diesen Dienstag (vorges…, nein, gestern) verstehe ich mich auch mit Benjamin nicht schlecht. Wir haben zwei Stunden lang Unihock gespielt und ich war mit ihm zusammen. Es war wie in alten Greatbacher-Zeiten! Echt cool! Ich wusste ja, dass ich ihn über den Sport kennenlernen würde. Er ist nämlich wirklich ein sehr guter Sportler. Am Samstag gehe ich mit Martina (alleine!) ins Kino, hoffentlich hält meine Glückssträhne an, denn, wer weiss?!?!

  • 25. August 1995

    25. August 1995

    Morgen ist die erste Woche vorbei. Eigentlich war sie noch easy, ausser dem Turnlehrer, der ist ein Arsch, ein riesen Arsch. Die Klasse ist… naja… es geht so. Ein bisschen langweilig, bünzlig, absolut uncool. Ich denke, dass nur Benjamin, Joana und Ronja einigermassen locker sind … naja, vielleicht noch Nils. Aber im grossen Ganzen sind die Leute enttäuschend. Scheisse, aber vielleicht irre ich mich ja.

    Wie es Anna wohl so geht?

  • 21. August 1995

    21. August 1995

    Die ist eigentlich mehr ein Pflichteintrag, als einer aus Lust zum Schreiben. Schliesslich war heute der erste MNG-Tag, historisch! Die Leute kenne ich bis jetzt eigentlich kaum, Sven ein wenig. Mädchen haben wir eigentlich nur mässig schöne, ausser Ronja, sie sieht wirklich nicht schlecht aus, und vielleicht noch Joana … äh, Jolanda oder Johanniter? Na, auf jeden Fall die noch. Das Schulhaus habe ich mir schlimmer vorgestellt. An sich war der Tag eigentlich noch easy, wenn ich nur nich‘ so müde wäre!

    [eingeklebter Stundenplan]

  • 20. August 1995

    20. August 1995

    Sonntagabend. Morgen ist Schulanfang. Morgen lerne ich die Menschen kennen, welche wahrscheinlich die nächsten 4 1/2 Jahre eine sehr wichtige Rolle in meinem Leben spielen werden. Und, wer weiss, vielleicht lerne ich ja sogar das Mädchen meiner Träume kennen. Das soll aber nicht heissen, dass ich nicht mehr in Martina (und Anna) verliebt bin!

  • 12. August 1995

    12. August 1995

    Jetzt fühle ich mich aber wirklich einsam! Wo bleibt der Anruf von Martina, wo der von Sina? Ich vermisse meine Freundinnen!

    In einer Woche beginnt das neue Leben, vielleicht verliebe ich mich ja wieder. Trotzdem, ich fürchte mich vor den ersten Wochen!

  • 11. August 1995

    11. August 1995

    Ich fühle mich ganz schön alleine! Aber dank meiner Freude auf den neuen PC (Pentium 120 Mhz, 17″ Bildschirm, 1,2 Gygabyte HD, Quad CD-ROM…) und dass ich sonst wenig Sorgen habe, fühle ich mich eigentlich trotzdem gut. Eigentlich hätte ich ja allen Grund zu feiern! Ich habe mit Martina, Sina und Sonja die besten Freundinnen, die man sich wünschen kann. Ich habe Domi und Benni als Freunde. Ich habe eine tolle Familie. Es geht mir körperlich sehr gut. Ich habe die Chance, in der neuen Schule einen neuen Start zu machen…

    Das einzige, was halt fehlt, ist eine richtige Freundin. Ich glaube, bei Martina fehlt gar nicht so viel, dass sie sich in mich verliebt. Trotzdem ist es sehr unwahrscheinlich, dass sich noch etwas ergibt. Dabei wäre das wirklich absolute spitze!

    Aber das Leben ist schön, wirklich schön!

  • 3. August 1995

    3. August 1995

    Ouf, der letzte Eintrag ist schon ganz schön lange her! Inzwischen ist schon die Hälfte der «Ferien» vorbei. Meine ersten zwei Wochen hatten nämlich wirklich nicht viel von Ferien an sich! Die Arbeit beim Coop war wirklich ein Scheiss! Ich durfte Harassen sortieren, coll, nicht?

    Ich habe eigentlich nur keine Tagebucheinträge gemacht, weil ich sonst schon genug zu schreiben hatte. Zweimal Sonja, zweimal Sina und einen elfseitigen Brief an Martina. Die war übrigens die ersten zwei Wochen in den Ferien, ich habe sie ganz schön vermisst!

  • 16. Juli 1995

    16. Juli 1995

    Sommerferien, seit gestern. Coool? Nein, überhaupt nicht! Seit dem 12. ist noch einmal viel passiert, aber eigentlich ist die Situation immer noch dieselbe. Ich liebe Martina, sie mich nicht. Aber wir haben es, glaube ich, einigermassen gut hingekriegt, damit umzugehen. Sina und Cornelia haben mir geraten, über sie zu schreiben, das will ich jetzt versuchen. Aber zuerst möchte ich über alle anderen 2e-Klässler schreiben:

    Stefan Heinzle (Ste)

    Ein lässiger Typ, aber ich kenne ihn kaum. Das ging, glaube ich, den meisten der Klasse so. Er ist ein sehr guter Schwimmer, sonst aber recht peinlich im Sport. Bei der Auflösung der Klasse ging er so halb mit Simone. Ich bewundere seine Gleichgültigkeit, mit der er aufnimmt, was die anderen über ihn denken, aber vielleicht ist das auch nur gut gespielt.

    Daniel Grossenbacher (Dani, Greatbacher, Dän)

    Daniel ist eine sehr schwierige Person. Er war in der Klasse zwar irgendwie der Boss, konnte sich aber andererseits nie so recht integrieren. Ich mag ihn als guten Kollegen und bewundere seine «Coolheit». Aber wenn er will, kann er wirklich grausam sein, er fühlte sich immer als etwas besseres oder benahm sich zumindest so. Er ist ein absolutes Sport-Genie, vor allem im Fussball ist er einsame Klasse. Bei «unseren» Mädchen war er schnell verhasst, aber wenn er sich ein bisschen anders geben würde, würde er bei ihnen sicher super ankommen.

    Martin Tanner (Tanne)

    Auch nicht einfacher als Daniel. Er könnte ein toller Kollege sein, aber ich glaube, man kann ihm nicht vertrauen. In der Schule wird er noch Schwierigkeiten bekommen, aber mit den Mädchen wird er keine Mühe haben.

    Michael Moser (Mosi)

    Ein armär Siäch. Er ist ein wenig übergewichtig und daraus wurde natürlich sofort dick oder sogar fett gemacht. Er ist mit dem Verstand noch nicht ein 15-Jähriger, oder zumindest gegen aussen nicht. Merklin Eisenbahn, Schweizer-Cabaret und Schiessen sind seine Hobbys, sagt das nicht alles? Ich kam immer sehr gut mit ihm aus, auch wenn wir uns gegenseitig abengemacht haben. Mosi braucht jemanden, dem er folgen kann, vor allem Daniel war in der bisherigen Gymi-Zeit sein Anführer (zwischendurch, glaube ich, auch noch ich). Ich hoffe, er kann sich möglichst bald von Daniel lösen!

    Michael Weber (Mike, Webi)

  • 12. Juli 1995

    12. Juli 1995

    Der Morgen verlief eigentlich ganz «normal». Ausser dass ich immer auf gewisser Distanz zu Martina blieb, ich war extrem unsicher. Das heisst halt, am Morgen auf dem Bahnhof habe ich ja noch versucht, es Martina zu sagen. Aber ausser ein wenig Gestammel ist nichts rausgekommen.

    Am Nachmittag bin ich zuerst einmal eingeschlafen und habe bis etwa um drei geschlafen. Dann konnte ich mich dazu überwinden, ins Ländeli zu gehen. Dort angekommen traf ich nicht nur wie angenommen Domi und Pfister, sondern Martina und Tanja. Zuerst sassen wir ein bisschen herum und redeten, wir hörten Musik und gingen kurz schwimmen. Dann musste Tanja nach Hause. Ich sagte mir, jetzt musst du es ihr sagen! Ich fing an: «Ich glaub, ich sött dir öppis säge.» Aber bis zum «ich ha mi i di verliebt» war es ein langer Weg! Ich hätte nie gedacht, dass es so schwer sein könnte, einen Satz zu sagen. Sie trugs mit Fassung, wenn man so will. Zuerst war sie ziemlich hart, sie sagte, sie sei jetzt ziemlich ehrlich, da sei einfach nichts. Danach entwickelte sich ein Gespräch, wie ich es immer gerne mit Anna geführt hätte. Natürlich machte ich ihr Komplimente, aber da sie das nicht gerne hatte, hörte ich bald damit auf. Und das Resultat?

    Sie will mich als guten Freund auf keinen Fall verlieren, aber sie ist nicht im Geringsten an mir als Boyfriend interessiert (verständlich). Ich liebe sie. Es ist nicht mehr so wie bei Simone oder Sarina, es ist so wie bei Anna. Ich bin zum zweiten Mal in meinem Leben wirklich verliebt. Komisch, dass ich schon zum zweiten Mal keine Chance habe! «Tumm gloffä!»

  • 11. Juli 1995

    11. Juli 1995

    Heute war ein sehr schwieriger Tag. Eigentlich wurde es zwar erst am Nachmittag schwierig, als alle wussten, dass ich in Martina verliebt bin. Natürlich wurde ich sofort von Alex und Mosi hochgenommen, aber auch der Rest konnte den Mund nicht halten. Aber Martina weiss es noch nicht, dass heisst, vielleicht ahnt sie es, aber sie weiss es noch nicht. Ich liebe sie, ich liebe sie wirklich.

    Heute Abend habe ich fast zwei Stunden lang mit Sina telefoniert. Ich mag sie sehr! Sie konnte mir zwar auch nicht helfen, hat mich aber dafür ein bisschen aufgestellt und erfreut.